Kapitel 12 - Modernisierung nach dem 2. Weltkrieg
Das Bergwerk hatte den Krieg unbeschadet überstanden: es hatte keine Zerstörung durch Bomben erlitten und war auch nicht zum Schluß dem „Nero-Befehl“ zu Opfer gefallen. Das war wohl dem mutigen Einsatz von Johann Rummer und seiner Gruppe am 28.4.1945 zu danken, der ebenfalls die Kriegsgefangenen befreien wollte.
Für den Wiederaufbau wurde Kohle dringend benötigt. Die Soldaten kehrten heim, Vertriebene besetzten die Arbeitsplätze der Zwangarbeiter im Bergwerk. Die Barackenlager wurden für sie zu Behelfsunterkünften. Die Integration gelang wieder durch die gemeinsame Arbeit. – Westdeutschland konnte durch den Marshallplan einen unerwarteten wirtschaftlichen Aufschwung nehmen.

Mit dieser Abnahmegarantie konnten auch umfangreiche Investitionen in die Modernisierung der Grubentechnik unternommen werden.
Bereits Ende 1956 war die erste Phase der Modernisierung der Anlage abgeschlossen, die eine erhebliche Leistungssteigerung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen erbrachte. Das betraf vor allen Dingen die Übertageanlagen mit einer neuzeitlichen Schachtförderung, den Abtransport der Rohkohle über eine elektrifizierte Normalspurbahn zur Aufbreitung in Penzberg die Aufbereitung der Kohle in einer „Luftwäsche“ und einer modernen „Schwerflüssigkeitstrennanlage“. Spezialmuldenkipper ersetzten die Seilbahn zur Berghalde. Untertage wurden Gummi-Förderbandanlagen zur Abförderung der Kohle zu einer zentralen Ladestelle eingesetzt und die alten kleinen Förderwagen durch neue 3300 Liter fassende Großraumwagen ersetzt.
In einer zweiten Phase ab Ende 1959 wurde die Mechanisierung der Gewinnung angepackt und in nur drei Jahren realisiert. Auch die bekannt schlechten geologischen Verhältnisse standen einer Mechanisierung des Abbau nicht im Wege.

Das mühsame Auffahren neuer Strecken, das bislang noch per Hand erfolgt war, wurde durch eine spezielle Vortriebsmaschine ersetzt, deren Walze maschinell ihr Profil in den Berg schnitt. Ähnliche Anlagen werden noch heute im Ruhrgebiet eingesetzt. - Auch die Bandübergaben wurden komplett mechanisiert und liefen nun vollautomatisch mit elektronischer Überwachung. Große Brocken zerkleinerte ein Doppelwalzenbrecher.
Verbesserungen gab es auch bei der Sicherheit. Im Hohenbirkener Wetterschacht wurde ein sehr effizienter Grubenlüfter eingebaut, der vollautomatisch für frische Luft im ganzen Bergwerk sorgte, die eine Methan-Messanlage kontrollierte.
Sämtliche wichtigen Maschinenanlagen konnten von einer elektronischen Grubenwarte überwacht und gesteuert werden. Der Beruf des Bergmanns hatte sich mit dieser Automatisierung völlig verändert. Nicht mehr der mit Kohlestaub bedeckte Hauer, sondern der Techniker wurde zum Leitbild. Die Untertageleistung stieg von 3,2 Tonnen Rohkohle je Mann und Schicht auf 6,3 Tonnen, der verwertbare Anteil lag bei 2,5 Tonnen und entsprach damit der im Ruhrgebiet.
Die Penzberger Zeche war im Jahr 1964 voll automatisiert und erbrachte eine der besten Tageleistungen an Rohkohle im gesamten Gebiet der Montanunion Vorläufer der EU). Innovativer, unkonventioneller Unternehmergeist der Werksleitung, kreativer Tatendrang einer Handvoll begeisterungsfähiger Ingenieure sowie der Fleiß und die Flexibilität der Bergleute hatten dieses „Wunder“ vollbracht. Die Grube Penzberg wurde damit auf eine solide wirtschaftliche Basis gestellt, welche weitere Investitionen zuließ. Zum ersten Mal schrieb man solide schwarze Zahlen.

Auch der Betrieb in Hausham wurde stillgelegt und 1971 ebenfall der in Peißenberg, wo einige Penzberger Bergleute noch für einige Jahre in ihrem Beruf weitergearbeitet hatten.
Damit war die bayerische Pechkohle wieder in der Erde verschwunden.
