Kapitel 2 - Die Gründerjahre der Familie v. Eichthal
1817 regte der Bankier Bernhard Freiherr von Eichthal eine Gasbeleuchtung für München an und die Penzberger Kohle wurde auf ihre Brauchbarkeit dafür untersucht. Damit trat erstmals die industrielle Verwertbarkeit der Kohle als Massenförderprodukt in den Blick.
Nach der Belehnung Eichthals mit einem Grundstück begann 1828 der erste Stollenvortrieb, der später sogenannte Wasserstollen. Es wurden vier abbauwürdige Flöze erschlossen. Die Arbeiten wurden 1830 nach dem Tod von Eichthals eingestellt.
1836 nahm sein Bruder, der Bankier Simon von Eichthal, die Arbeiten unter neuen Bedingungen wieder auf. Auch er war Finanzier des Hofes sowie Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank, Mitinitiator von Aktiengesellschaften für den Bau der Eisenbahnlinien.
Er vergrößerte das Grubenfeld und erbaute in Nantesbuch eine Glashütte, um die bei Quarzbichl anstehenden Quarzsande mit der in Penzberg geförderten Kohle zu schmelzen. Dies war die erste Glashütte in Bayern, die Kohle als Brennstoff einsetzte. Die Erzeugnisse ließen sich aber nicht absetzen, und der Betrieb mußte eingestellt werden.
1841 übergab Simon von Eichtal seinen Grubenbesitz seinem Sohn Karl. Diesem gelang nun endlich ein erfolgreicher Betrieb, da er drei entscheidende Voraussetzungen für den großtechnischen Kohleabbau herbeiführen konnte:
- die Betriebsgröße: 1850 erhielt er das gesamte Gebiet zwischen Isar und der alten Salzstraße zwischen Murnau und München als Privileg „für den ausschließenden Betrieb des Kohlenbergbaues“ für fünfzig Jahre. Das Grubenfeld wird nochmals entschieden vergrößert und weitere Flöze erschlossen.
- der Absatzmarkt: Die „Münchner Gasbeleuchtungsgesellschaft, die sich ebenfalls im Eichthalschen Besitz befand,war als Großabnehmer der Kohle zur Gaserzeugung eingeplant. Erst die industrielle Verwertbarkeit ließ eine expansive Förderung sinnvoll werden.
- und vor allem der Transport: 1865 wurde Penzberg an das bayerische Eisenbahnnetz angeschlossen. Damit ist ein schneller, witterungs-unabhängiger, sicherer und vor allem günstiger Transportweg gewährleistet.
Um diese Voraussetzungen zu schaffen, standen dem Bankier die nötigen finanziellen Mittel und der Kapitalmarkt zur Verfügung. Die Penzberger Grube war für ihn dabei nur ein Glied in einer Reihe von untereinander verbundenen industriellen Unternehmungen, die einander förderten.
Mit Erfindung der Dampfmaschine stand erstmals Energie zu einem effiziente, vom Ort unabhängigen Einsatz bereit. Die Kohle lieferte den Energieträger, belieferte also die entstehende Industrie, die Eisenbahnen als Transportmittel, und nutzte selbst die Energie mit Förderantrieb und Pumpen für die eigene Leistungssteigerung. Geld und noch mehr der Kapitalmarkt ermöglichte die Investitionen, um diesen Industriellen Zusammenhang hervorzubringen.
1869 wurde die Penzberger Grube mit der konkurrierenden Miesbacher Steinkohlengewerkschaft fusioniert. In diesem Jahr wurde auch die bergrechtliche Grundlage für den Besitz und Betrieb einer Kohlengrube geändert. Bis dahin war noch die mittelalterliche Belehnung Rechtsgrundlage, auch wenn sie mit Privilegien, also dem Alleinanspruch auf den Abbau der Kohle, verbunden war. Vor allem aber wurde die bergrechtliche Leitung zugunsten der unternehmerischen Initiative beschränkt, was besonders bei der Gestaltung der Arbeitsverträge Spielraum eröffnete.
1870 folgt schließlich die Umwandlung der Gewerkschaft in eine Aktiengesellschaft:
die Oberbayerische Aktiengesellschaft für Kohlebergbau – besser bekannt als Oberkohle. Ein Gründungskapital von annähernd 2,5 Millionen Gulden wurde aufgebracht. Für Penzberg und Hausham, den zweiten wichtigen Betrieb der Oberkohle, brachte die erleichterte Kapitalbeschaffung als AG eine Modernisierung der Anlagen. Ein rascher Aufschwung begann.
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