Bergbau Kapitel 6 - Bergknappen-Verein Penzberg e.V.

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Kapitel 6 - Stollenvortrieb - Ausbau - Abbau
 
Obwohl bis heute die Kohle in Penzberg bis dicht unter die Oberfläche ansteht, mußten Stollen in die Erde vorgetrieben werden, um eine wirtschaftlich ausreichende Fördermenge zu erzielen. Zunächst legte man einen Querschlag an, der das Kohlelager aufschloß. Von da aus wurden Strecken dem Flözverlauf entlang weiter vorgetrieben. Später mußten tiefere Ebenen erschlossen werden, so daß man in die Tiefe gehende Schächte anlegte. 1840 wurde der erste „seigere“ (senkrechte) Schacht abgeteuft.
Schematisch kann eine Grube als Schachtanlage einem Hochhaus verglichen werden: mit mehreren Etagen (Sohlen), verbindenden Aufzügen und Fluren (Stollen, Strecken), welche die Wohnungen (Lagerstätten) zugänglich machen.
Die geologischen Bedingungen der Kohlevorkommen im Voralpenland boten deutlich ungünstigere Voraussetzungen als in anderen deutschen Kohlenrevieren an der Ruhr, der Saar oder in Schlesien. Die Kohleflöze, also die Kohle-„Adern“ im Gestein, waren von deutlich geringerer Mächtigkeit (manchmal nur 40 cm), was für die Bergleute teils sehr beengte Raumverhältnisse beim Abbau mit sich brachte. Der Verlauf der Flöze war vielfach gestört, sie waren mit Stinkstein verunreinigt, sowie von Vertaubungen und Auswaschungen unterbrochen. Das Fördergut enthielt oft – auch von der Fördermethode bedingt -  nur weniger als 50 % Kohleanteil. Zudem waren die Penzberger Lagerstätten „naß“, d.h. stark wasserführende Schichten erschwerten die Gewinnung dauernd.
Um 1920 mußten in Penzberg je Tonne Kohle fünf Kubikmeter Wasser und über 1 ½ Tonnen Berge gehoben werden. Untertage existierte ein Streckennetz von 46 km.
Die vorgetriebenen Stollen und Strecken mußten fortlaufend durch einen speziellen Ausbau gesichert werden. Zunächst waren die Bergleute selber ihre eigenen Zimmerleute, später wurden zunehmend Metallteile verarbeitet:. Diese flexibel zu gestalten und einstellbar sowie wiederverwendbar zu konstruieren war eine bedeutende Neuerung.
Diese Verhältnisse forderten immer einen vergleichsweise hohen technischen Aufwand und damit hohe Investitionskosten. Ebenso mußte der Abbau mit besonderer Umsicht geplant werden.
Diese Bedingungen des Abbaus waren in Penzberg ungünstiger als in Hausham, daher konnte behauptet werden, daß Penzberg die Gewinne der Oberkohle in Hausham aufzehrt. Die Ertragslage der Penzberger Zeche war immer prekär.

Schlägel und Eisen, d.h. Hammer (Fäustel) und Meißel mit Stiel (Eisen), bildeten die frühesten Werkzeuge und sind bis heute Symbol des Bergbaus. Beil, Spitzhacke und Trog (das Bergwandl) waren die Werkzeuge (Gezähe) des Bergmanns.
Mit preßluftgetriebenen Bohrhämmern und Schrappern, d.h. mit maschinell betriebenem Gerät konnte ab den zwanziger Jahren ungleich effizienter gearbeitet werden.
Technisch mußte immer wieder nachgerüstet werden. Dabei fand so manche technische Neuerung aus Penzberg Eingang in die Entwicklung der Bergtechnik.
So hat der Werkmeister Kuzel zu Ende des 19. Jahrhunderts mit seinen Schrämmvorrichtungen zur Anlage von senkrechten und waagerechten Kerben Berühmtheit erlangt.
Die Entwicklung der Technik war schon damals rasant und es gab immer den Druck der Konkurrenz. Bei der durchgehend schmalen Ertragslage stand die Zeche mehrfach vor dem Aus. Investitionen waren oft Grundsatzentscheidungen über den Betrieb.

Das Lockern und Herausschlagen des Gesteins erleichterte man mittels verschiedener Sprengtechniken: eine primitive Form war das Feuersetzen, was sich für den Kohlebergbau aber nicht eignete. Erst mit dem Einsatz von Schwarzpulver als Sprengstoff und später Dynamit zum Vortrieb wurde der Abbau von Kohle im großen Stil überhaupt möglich. Direkt für den Einsatz zur Kohlegewinnung waren erst die Sicherheitssprengstoffe geeignet. Die Schießhauer waren speziell ausgebildete Fachkräfte, der Schlüssel zum Pulvermagazin streng gehütet.
Der Sprengstoff Dynamit wurde 1866 in Krümmel, bei Hamburg von dem schwedischen Chemiker Alfred Nobel erfunden und im Oktober 1867 patentiert.

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